Kroatien erobert Europa mit nachhaltiger Fischzucht
Fischzucht in den Kornaten, Dalmatien, Kroatien
Die Fischzucht in Kroatien wächst von Jahr zu Jahr, daher arbeiten Wissenschaftler und Fischzüchter eng zusammen, um nachhaltige Lösungen für diese Aktivität zu finden.
Auf der Konferenz des italienisch-kroatischen Projekts AdriAquaNet – Stärkung von Innovation und Nachhaltigkeit in der adriatischen Aquakultur wurde darauf hingewiesen, dass nachhaltige Fischzucht systematische Sorge um die Umwelt, Fischgesundheit in den Betrieben und Versorgung des Marktes mit hochwertigen und gesunden Produkten bedeutet.
Mittlerweile gibt es (nicht nur) in der kroatischen Adria unzählige Fischzuchten und unzählige Leute, denen das nicht gefällt. Dabei wird übersehen, dass eine Fischzucht lediglich ein paar Quadratmeter unter den Becken mit Fäkalien und Antibiotika verseucht, während ein konventioneller Fischtrawler mit Grundschleppnetz jede Nacht ein paar Quadratkilometer Meeresboden zur Wüste macht. Meiner Meinung nach schadet die traditionelle Fischerei den Meeren mehr als ein paar Zuchtbecken.
Zitat von kornatix im Beitrag #2Mittlerweile gibt es (nicht nur) in der kroatischen Adria unzählige Fischzuchten und unzählige Leute, denen das nicht gefällt. Dabei wird übersehen, dass eine Fischzucht lediglich ein paar Quadratmeter unter den Becken mit Fäkalien und Antibiotika verseucht, während ein konventioneller Fischtrawler mit Grundschleppnetz jede Nacht ein paar Quadratkilometer Meeresboden zur Wüste macht. Meiner Meinung nach schadet die traditionelle Fischerei den Meeren mehr als ein paar Zuchtbecken.
Ganz so einfach ist es leider nicht, kornatix. Den Schaden, den Fischfang und Aquakultur am Meer anrichten bzw. anrichten können, kann man nicht einfach an einer Fläche festmachen. Auch ich sehe eine große Chance in Aquakulturen aufgrund der weltweiten Überfischung und der Schäden, die damit verbunden am Meeresboden angerichtet werden. Aber man muss sich bewusst sein, dass es sich auch bei Aquakulturen um Massentierhaltung handelt wie in der Fleischproduktion. Und diese kann ganz erhebliche Schäden am Ökosystem Meer verursachen, wenn man nicht sehr strenge Regeln einhält. Und dies leider eben nicht nur lokal im Umkreis der Aquakultur. Wir reden hier von einer ganzen Palette an Gefahren - von Eutrophierung, von Eintragung bestimmter Krankheitserreger in das Meer, von Antibiotikaresistenzen bei Wildtieren etc. etc.. Und viele Raubfische werden mit Fischmehl ernährt, woher dieses stammt, muss ich vermutlich nicht dazu sagen. All diese Probleme gibt es in vielen Ländern bereits. Insofern ist eine sehr strenge gesetzliche Reglementierung solcher Fischzuchten unabdingbar, ansonsten treiben wir am Ende den Teufel mit dem Beelzebub aus.
Ich behaupte keineswegs, dass die Fischzuchten ökologisch unbedenklich sind, aber sie sind gegenüber der klassischen Fischerei das kleinere Übel. Früher bin ich oft auf dem Trawler eines Freundes mitgefahren und wenn Du siehst, was da neben ein paar essbaren Fischen so alles an Beifang über Bord geht, Delfine zum Beispiel oder tonnenweise Jungfische, die zum Verkauf zu klein sind, dann wird Dir schlecht.
Lieber kornatix, wie gesagt, das hängt davon ab, wie die Fischzucht konkret erfolgt. Ich bin vollkommen Deiner Meinung, die Überfischung ist ein großes Übel. Man kann heute mit gutem Gewissen fast keinen Fisch mehr essen. Und ich liebe Fisch, nicht nur im Wasser, auch auf meinem Teller. Aber Fischzuchten werden beileibe nicht nur aus Umweltschutzgründen betrieben. Und wenn Doraden mit Fischmehl aus Wildfisch gefüttert werden, der Raubbau am Meer überhaupt nicht gedrosselt wird, wir antibiotikaresistente Keime heranzüchten, die nachher auf unserem Teller landen, dann ist das sehr sicher eben nicht nur das kleinere Übel. Hier ist höchste Vorsicht geboten. Daher bin ich sehr für angewandte Forschung, wie ökologisch verträgliche Fischzuchten die konventionelle Fischerei ablösen können. Und es gibt Musterbetriebe, die sich redlich bemühen, die Umwelt zu schonen. Wenn aber Fischzuchten die Situation im Meer oder in Flusssystemen nur verschlimmern, wie es vielerorts der Fall ist (ganz fürchterlich ist es z. B. in Vietnam), dann hat man leider gar nichts gekonnt.
Dass Fischzucht auch ökologisch nachhaltig erfolgen kann, erlebe ich in meiner Nachbarschaft. Nur ein paar hundert Meter Luftlinie von meinem Haus in Kroatien entfernt, auf der Westseite von Ugljan, betreibt die Firma Cromaris mehrere Zuchtbecken, in denen Doraden und Branzine gezüchtet werden; neuerdings auch Thunfisch, aber das ist schwierig. Zwischen den Inseln Ugljan und Iž herrscht ständig ein leichter Gezeitenstrom, je nach Mondstand zwischen 0,2 und 0,5 sm/h, der dafür sorgt, dass die Fischen in den Becken ständig von Frischwasser umspült werden; die leben also zwar in engmaschigen Netzen, aber unter ähnlichen Bedingungen wie im freien Wasser, und die Strömung schwemmt auch die Fäkalien fort.
Gefüttert wird nicht mit Fischmehl, welches die an Fleisch am Stück gewohnten Raubfische gar nicht annehmen würden, sondern mit Heringen (!!!). Dafür hat Cromaris ein Joint-Venture mit einer niederländischen Nordsee-Fischfangflotte. Auf deren Schiffen wird der Fang industriell-automatisch aufbereitet. Die für den Verkauf zu kleinen Heringe und sonstiger Beifang landen nicht wieder als Abfall im Meer, sondern werden noch an Bord zu Blöcken zusammengefroren, und diese Blöcke - ich sehe sie regelmäßig im Stützpunkt von Cromaris in der Lamjana auf Ugljan - kommen dann per LKW als Tiefkühlkost nach Kroatien und werden hier an den Zuchtfisch verfüttert. Mal abgesehen davon, dass der gefrorene Fisch schon tot ist, bekommen die Zuchtfische also das Gleiche zu fressen wie in der freien Natur. Einziger Unterschied: weil ihnen die Nahrung reichlich und mundgerecht serviert wird, müssen sie sich nicht mehr anstrengen, sind fetter und wachsen schneller als in Freiheit.
Einer meiner Nachbarn arbeitet als Skipper auf dem blauen Transporter, der jeden Tag mehrmals mit fetter Bugwelle unter der Brücke zwischen Ugljan und Pasman hindurch rauscht (einige von euch haben den bestimmt schon gesehen). Mein Nachbar behauptet, dass in der Cromaris-Zucht weder Antibiotika noch sonstige unnatürlichen Stoffe eingesetzt werden; warum sollte er mich belügen? Das, was bei der Fischzucht vor meiner Haustür 'raus kommt, geht dann als Bio-Fisch mit dem blauen Siegel auf den Weltmarkt, und die Bio-Fischzucht scheint sich zu rechnen.
Ökologisch vertretbare Fischzucht ist also durchaus möglich. Dass das woanders, beispielsweise in deutschen Forellenteichen oder asiatischen Garnelenzuchten (ekel !) ganz anders aussieht, bestreitet niemand.
Und für alle, die in Dalmatien so gerne in frischem Fisch schwelgen: der kommt mittlerweile selbst in den Kornaten zu 95 % aus dem Becken und ist nur deshalb noch relativ preiswert, weil er eben aus der Massentierhaltung kommt. Auch die Fische, die für den Kunden sichtbar lebend in einem Netzkäfig am Steg schwimmen, kommen aus der Zucht, weil es mit der traditionellen Netzfischerei gar nicht möglich wäre, Fisch lebend zu fangen und lebend am Restaurant anzuliefern. Wildfisch wird langsam, aber sicher unbezahlbar, und besser oder gesünder als Zuchtfisch ist er auch nicht - jedenfalls dann nicht, wenn man weiß, woher der Fisch kommt und wie er gezüchtet wurde. Aber wer weiß das schon...
In seriösen Restaurants wird Zucht- und Wildfisch zu unterschiedlichen Preisen angeboten. Ich nehme grundsätzlich den billigeren Zuchtfisch. Der ist nicht schlechter als Wildfang, nur preiswerter. Und den esse ich auch mit gutem Gewissen.
Ja, kornatix, ich gebe Dir bei allem recht. Und es geht ökologisch. Zuchtfisch von Cromaris ist meines Wissens (zumindest zum Teil) auch mit Biosiegel zertifiziert. Ich kaufe bei Lachs zum Beispiel ausschließlich Zuchtfische, da die Fleischqualitär sehr häufig deutlich besser als bei Wildlachs ist. Aber auch Lachszuchten sind leider nicht immer ökologisch.
Sehr viele der Ökosiegel, die es bei gefangenem Fisch gibt, kann man total vergessen. Da wird betrogen, dass sich die Balken biegen. Teilweise gibt es da wirklich mafiöse Strukturen...
Na bitte, da sind wir uns doch wieder mal einig. Ich esse übrigens weitaus lieber und weitaus mehr Fisch als Fleisch. So ein armes Schwein in der Box, ein Kalb auf dem Schlachthof oder ein Huhn auf dem Gitterrost tut mir wesentlich mehr leid als ein toter Fisch. Wenn Fische schreien könnten, gäbe es vermutlich sehr viel Angler weniger. Aber das ist ein anderes Thema...
Ich esse auch sehr gerne Fisch, aber auch Fleisch. Und ich habe früher im Urlaub auch Fisch sehr häufig selbst gefangen, auch Doraden. Und ausgerechnet Schillerlocke mag ich sehr gerne. Aber Dornhai kann man nicht guten Gewissens essen. Aber es ist ein Jammer, wie insgesamt die Fischbestände eingebrochen sind. Leider verwendet nicht jeder Zuchtbetrieb Heringe wie Cromaris. In Spanien werden zum Beispiel in einigen Betrieben billige Fischmehlpellets aus Südamerika bei der Doradenzucht eingesetzt. Warum muss nur immer alles so kompliziert sein?!
Bei Forellen "aus deutschen Landen" wäre ich eher zurückhaltend. Viele deutsche - nicht alle! - Fischteiche werden gerade mal durch ein kärgliches Bächlein mit Frischwasser versorgt, und bei den Profis geht da ohne Chemie gar nichts. Dann schon lieber eine Zuchtdorade aus Griechenland, auf gar keinen Fall aber Garnelen aus Thailand. Bei dem kleinen Krauter, der im Wald hinter mir seinen Forellenteich als Hobby und Nebenerwerb nutzt, kaufe ich hingegen gerne, obwohl seine Fische doppelt so teuer sind wie im Supermarkt.
Übrigens: die Skampi in Kroatien kommen mittlerweile auch zu fast hundert Prozent aus der Zucht. Trotzdem gönnen wir uns von denen, wenn wir ankommen, immer ein ganzes Kilo, weil: die kommen ganz bestimmt nicht aus Thailand. Bei dem Italiener um die Ecke in Deutschland bin ich mir da nicht so sicher...
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