Na ja... Ob jemand zehn Jahre oder zehn Wochen hier mitmischt, das ist meiner Ansicht nach für seine Glaubwürdigkeit unerheblich.
Ich habe in Kroatien gearbeitet, spreche die Landessprache, wohne und lebe auch jetzt noch zeitweise dort. Insoweit nehme ich für mich in Anspruch, dass ich mich in Sach-, Rechts- und sozialpolitischen Fragen etwas besser auskenne als jemand, der jedes Jahr ein paar Wochen Urlaub dort macht. Wenn wir hier aber über Bargeld oder Karte, Corona oder Kreuzfahrtschiffe diskutieren, dann geht es nicht um Fachwissen, sondern um Ansichtssachen, und da darf jeder gerne seine eigene Meinung haben - egal, ob er hier seit Jahren den Guru macht oder sich gestern erst angemeldet hat. Solange Kritik nicht in Beleidigungen oder falsche Unterstellungen ausartet, bin ich da absolut schmerzfrei.
Zitat von vinko28 im Beitrag #359 Für die Stadt sind so Schiffe ein Segen.
Das ist halt die Frage, ob die wirklich ein Seegen sind, ob die Kreuzfahrttouristen wirklich Geld in der Stadt lassen oder nur blöd durchrennen und dann auf ihrem Schiff fressen und saufen.
Mein Verdacht ist ja, dass der normale Mensch in Zadar, Dubrovnik oder Venedig keineswegs vom Verbot der Kreuzfahrtschiffe und der Einschränkung des Massentourismus profitiert, sondern es werden ein paar steinreiche Leute sein, die dort die Immobilien kaufen und in den schönen Altstädten eine Luxuswohngegend machen. Wenn in Dubrovnik sich nicht mehr die Massen durchschieben, wird in sehr kurzer Zeit kein alteingesessener Dubrovniker wohnen, das wird eine Enklave für Superreiche werden.
Auch, wenn das Thema "Kreuzfahrtschiffe" mit dem eigentlichen Thema hier (= Wechselkurs Euro/Kuna) absolut gar nichts zu tun hat: die teilweise horrenden Gebühren, die für die Liegeplätze der Kreuzfahrtschiffe erhoben (und von den Passagieren über ihren Reisepreis finanziert) werden, gehen an den Staat und werden für die nautische Infrastruktur verwendet. In Zadar-Gazenica beispielsweise wurde in den letzten Jahren ein eigenes Kreuzfahrt-Terminal errichtet, weil sich das für den Staat lohnt. Der Kleine Mann hat davon gar nichts. Und von dem wenigen Geld, welches die Kreuzfahrer in Zadar, Split oder Dubrovnik ausgeben, wenn sie sich tatsächlich mal ein Eis oder einen Kaffee kaufen, hat der Kleine Mann auch nichts. Deshalb sind die Kreuzfahrer von den Einheimischen geduldet, weil sie ja irgendwie doch etwas Geld in's Land bringen, aber beliebt sind sie nicht. Also machen die Wirte aus der Not eine Tugend: auf's Klo kommt nur, wer etwas bestellt. Ich finde das verständlich.
Wie schlitzohrig die Einheimischen manchmal sind, habe ich letztes Jahr hier schon mal geschrieben. Da prangte an einer Eisdiele in Zadar plötzlich ein großes Schild : "Hörnchen 10 Kuna". Klar, das sich die Kreuzfahrer da drängelten. Blöd nur: für die 10 Kuna gab's nur das Hörnchen, die Kugel Eis darin kostete noch mal 8 Kuna extra. Ich fand's köstlich, und als das Kreuzfahrtschiff weg war, kostete das Eis wieder 8 Kuna inklusive Hörnchen. Woanders werden Touris ja auch über den Tisch gezogen, weshalb sollten die Kroaten da eine Ausnahme machen?
Und was das Wohnen in den Altstädten angeht: dort wohnen seit Langem schon nur noch die Hauseigentümer. Die Mieten sind für den normalen Bürger unerschwinglich, weil es allemal mehr einbringt, ein Zimmer für drei Monate an Touristen zu vermieten als ganzjährig an einen Mitbürger. Fragt mal Kathrin, die kennt sich da aus...
Ich dachte bis jetzt immer, der Staat ist die Summe aller seiner Bürger. Wenn die Bürger in Zadar nichts von den immensen Einnahmen durch die Liegegebühren der Kreuzfahrtschiffe haben, stimmt was mit dem Staat nicht. Der richtige Schluß ist doch nicht, die Einnahmequelle auszutrocknen, sondern auch von den sprudelnden Einnahmen zu profitieren.
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