Lauernde Seeskorpione als Anzeiger Von Sabine Ebert
Hydrogeologie. Eine Expedition führt Freiberger Studenten und Forscher auf den Meeresgrund vor der kroatischen Küste.
Ein ganzes Jahr lang haben sich die Teilnehmer im Kurs Wissenschaftliches Tauchen auf diese Fahrt vorbereitet: Am kommenden Sonntag werden 16 Wissenschaftler und Studenten der Technischen Universität (TU) Bergakademie Freiberg zu einer zweiwöchigen Tauchexkursion vor der Ostküste Istriens in Kroatien aufbrechen. In der Nähe eines kleinen Fischereihafens wollen sie unter anderem die Zusammensetzung und Qualität von Wasser und Sedimenten bis in 40 Meter Meerestiefe untersuchen. Mit neuen, selbst entwickelten Geräten soll dabei vertieft werden, was sie bereits vor einem Jahr an gleicher Stelle herausgefunden haben .
Mehr als Sporttauchen
Wissenschaftliches Tauchen ist ein Kursangebot, das es seit reichlich drei Jahren im Studium generale an der Freiberger Universität gibt. Dieses außergewöhnliche Fach hat außer Freiberg nur noch die Universität Stuttgart im Lehrplan, dort allerdings mit meeresbiologischer statt mit geowissenschaftlicher Ausrichtung. „Das geht weit über Sporttauchen hinaus“, erklärt Elke Eckardt vom Freiberger Universitätssportzentrum, die für das Tauchtraining an der Uni zuständig ist. „Die Expeditionsteilnehmer müssen unter Wasser noch mit Geräten wie Bohrsonden oder Videokameras arbeiten können, da muss man viel mit dem eigenen Gewicht ausbalancieren. Sie müssen sogar unter Wasser schreiben. Dazu benutzen wir Kunststofftafeln.“
Die wissenschaftliche Leitung haben der Hydrogeologe Professor Broder Merkel, der Thermodynamiker Gerald Barth und der Geowissenschaftler Thomas Pohl übernommen. Pohl ist zugleich Tauchlehrer mit der höchsten Qualifikationsstufe im Internationalen Tauchverband. „Die Studenten sind hochmotiviert“, versichert Gerald Barth. „Aus der Expedition vom vergangenen Sommer sind bereits eine Diplomarbeit und zwei Studienarbeiten hervorgegangen, eine Teamarbeit hat einen Forschungspreis gewonnen.“
Nach den Erfahrungen vom Vorjahr, wie schwierig es ist, den Transport von Schadstoffen im Wasser zu messen, haben die Freiberger nun eine eigene Versuchsapparatur konstruiert, um die Strömungsgeschwindigkeit zu ermitteln. Außerdem bauten sie Gehäuse für eine Videokamera und eine Webcam, mit der beispielsweise auch sehr scheue Tiere beobachtet werden können. Laut Barth sind solche Eigenkonstruktionen unter wissenschaftlichen Tauchern üblich, denn die herkömmlichen Geräte müssen ganz speziellen Anforderungen angepasst werden. „Schon die Kameras sind zu 85 Prozent Eigenbau“, schätzt er.
90 Minuten unter Wasser
Eines der Expeditionsziele ist es, herauszufinden, wie alt das Süßwasser ist, das untermeerisch eintritt und sich mit dem salzigen Meerwasser vermischt. „Das ist schon deshalb interessant, weil Süßwasser weltweit immer knapper wird“, sagt Thomas Pohl. „Wenn das Wasser alt ist, deutet das auf ein komplexes Karstsystem hin. Es muss also längere Wege und Reservoire geben.“ Verschiedene Messungen, zum Beispiel von Temperatur und elektrischer Leitfähigkeit, sollen dazu Auskunft geben, aber auch so genannte Anzeigepflanzen und -tiere. So zum Beispiel kommen Schwebgarnelen dort, wo Süß- und Salzwasser aufeinander treffen, besonders stark konzentriert vor. Und genau auf der Salzwasserlinie sitzen Seeskorpione, für die dann so viel Beute auf einmal wie ein Festmahl ist.
Für die Teilnehmer werden die zwei Wochen in Istrien schon durch die Themenbreite – unter anderem soll auch die Tierwelt an einem Wrack untersucht werden – und die begrenzte Zeit alles andere als ein Urlaub werden. Bei jedem Tauchgang können die Taucher aus Sicherheitsgründen nur 60 bis 90 Minuten unter Wasser bleiben. Eine Stunde Vorbereitung ist nötig, zwei Stunden zwischen den Tauchgängen zur Erholung und Auswertung der Ergebnisse. Täglich werden Proben schon im Feldlabor untersucht, Probleme und Fortschritte analysiert.
Ab dem neuen Semester wird es auch für Nichtstudenten Kurse für Wissenschaftliches Tauchen geben. Außerdem will die Bergakademie künftig mit Medientechnikern der Fachhochschule Mittweida zusammenarbeiten, wo im Fach Scientific Reporting unter anderem Unterwasserfilmen gelehrt wird.
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